160. Jubiläum der Schreberbewegung

Im Jahr 2024 begehen wir das 160. Jubiläum der Schreberbewegung.

Das Kleingärtnermuseum in Leipzig lädt Besucherinnen und Besucher herzlich ein! Neben dem Museumsgelände mit historischen Lauben gibt es eine neue Kabinettausstellung,  eine Vielzahl an Publikationen und regelmäßige Veranstaltungen.

Sonderausstellung

seit 4. Mai 2024

Im Jahr 2024 jährt sich die Gründung des ersten Schrebervereins zum 160. Mal.
Das Museum zeigt daher seit dem 4. Mai eine Sonderausstellung mit weiteren
Informationen und Details aus dem Archiv und der Sammlung.

Festveranstaltung

am 22. Juni 2024

Am 22. Juni fand die Festveranstaltung zum Jubiläumsjahr statt. Mehrere Vorträge
veranschaulichten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Rückblickend freuten wir uns über vielseitige Erkenntnisse, interessante Gespräche und einen netten Austausch im Kleingärtnermuseum.

Der Begriff »Schrebergarten« wird heute allgemein als Synonym für Kleingärten verwendet. Historisch gesehen, sind die Schrebergärten allerdings eine von insgesamt sechs Ursprungslinien für die Entwicklung der kleinen Gärten. Ausgehend von der Idee des Leipziger Arztes und Orthopäden Dr. Daniel Gottlob Moritz Schreber zur Anlegung von Spiel- und Sportplätzen für die Kinder entwickelte sich die Schreberbewegung. Der erste Verein wurde am 10. Mai 1864 in der Leipziger Westvorstadt gegründet. Die nachfolgende Erweiterung um Gartenparzellen führte rasch zur Gründung weiterer Schrebergartenvereine und führte zum landesweiten Durchbruch. Die heute zentral in Leipzig gelegene denkmalgeschützte Gartenanlage des ersten Schrebervereins ermöglicht einen ganz authentischen Einblick in Geschichte wie Gegenwart. Im historischen Vereinshaus befindet sich das Kleingärtnermuseum. Neben der Dauerausstellung und wechselnden Sonderausstellungen bieten die drei Schaugärten Einblicke in Nutzungs- und Gestaltungsformen von Gärten und Gartenlauben.

Im Jahr 2024 jährt sich die Gründung des ersten Schrebervereins zum 160. Mal.

Sonderausstellung & Festveranstaltung im Kleingärtnermuseum Leipzig

Das Deutsche Kleingartenmuseum in Leipzig zeigt daher seit dem 4. Mai eine Sonderausstellung mit weiteren Informationen und Details aus dem Archiv und der Sammlung.
Am 22. Juni laden wir zu einer Festveranstaltung ein. Mehrere Vorträge veranschaulichen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Wir freuen uns auf vielseitige Erkenntnisse, interessante Gespräche und einen netten Austausch am 22. Juni im Kleingärtnermuseum.

Schrebergärten – Geschichte, Gegenwart und Zukunft

Leipzig gilt als „heimliche Hauptstadt der Kleingärtner“. In über 200 Vereinen werden rund 32.000 Parzellen von ca. 100.000 Kleingärtner gepflegt. Nach Berlin hat Leipzig bundesweit die zweithöchste Anzahl an Kleingärten. Auch in Bezug zur Kleingartendichte liegt Leipzig auf dritter Position an der Spitze: knapp 7 Kleingärten stehen pro 100 Einwohner zur Verfügung. Die Fläche der Leipziger Kleingärten macht circa ein Drittel der städtischen Grünflächen aus.

Günstige Faktoren für diese außerordentliche Entwicklung waren die ausgeprägte Industrialisierung und Urbanisierung im 19. Jahrhundert. Historisch unterscheidet man in sechs verschiedene Ursprungslinien für die Entwicklung des heutigen Kleingartenwesens. Die ersten Gemeinschaftsgärten wurden als Armengartenanlagen bereits Anfang des 19. Jahrhunderts eingerichtet. Des Weiteren entwickelten sich Gärten als Anlagen von Fabriken und Institutionen, Gärten unter der Verwaltung vom Roten Kreuz, die Berliner Laubenpieper, Gärten der Naturheilbewegung und die Schrebergärten.

Der heute oft als Synonym für „Kleingärten“ verwendete Begriff „Schrebergarten“ bezieht sich auf den Leipziger Orthopäden Dr. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861). Als sportbegeisterter Mitbegründer des ersten Leipziger Turnvereins plädierte er für die Einrichtung von „Spiel- und Tummelplätzen“. Seine Idee wurde am 10. Mai 1864 durch den Pädagogen und Schuldirektor Dr. Ernst Innocenz Hauschild mit der Vereinsgründung realisiert. „Zum ehrenden Gedächtnis des trefflichen ärztlichen Pädagogen Dr. Schreber“ wurde dieser „Schreberverein“ umbenannt.

Die Schreberbewegung verbreitete sich folgend in ganz Mitteldeutschland. Zu Beginn der Entwicklung stand das Wohl der Großstadtkinder im Fokus. Mit der weiteren Entwicklung kamen gärtnerische Absichten hinzu und entwickelten sich deutlich zum Hauptinteresse der Mitglieder.

Familienbeete

Aquarell Curt Richter, 1928 Archiv Deutsches Kleingärtnermuseum in Leipzig e. V.

In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Kleingärten stark gestiegen und im urbanen Raum übersteigt der Bedarf oftmals die verfügbare Parzellenanzahl. Das Kleingartenwesen hat sich in den letzten Jahren merklich etabliert und ist wieder in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückt. Besonders Familien mit Kindern und junge Menschen interessieren sich für die Pacht – insgesamt hat sich die Altersstruktur der Pächter verjüngt.

Die mitunter vorgebrachten Bedenken oder Vorurteile gegenüber den Regelungen lassen sich mit richtiger Erläuterung einordnen und ausräumen. Bieten doch die in vereinsrechtlichen Strukturen aufgestellten Kleingärten eine günstige Pacht und dauerhafte Sicherheit des Fortbestehens.

Das Nachrücken der neuen Generation ist auch als Trend zum Rückzug in einen privat verfügbaren Naturraum zu verstehen. Ein Garten, der den Kindern naturnahe Spielmöglichkeiten bietet, den Erwachsenen einen Ausgleich zum hektischen Alltag ermöglicht und zudem die eigene Ernte von frischem Obst und Gemüse gestattet.

Das Schaffen mit den eigenen Händen, ein sich Ausprobieren-Können und das wahrhaftige Sich-Erden sind für viele ein willkommener Ausgleich.

In den Gärten finden sich Menschen aus verschiedensten Berufsgruppen, mit unterschiedlicher Herkunft und aller Altersgruppen zusammen – alle eint der Wunsch, einen eigenen kleinen Garten zu pflegen. Etwas weniger Hektik und mehr Zeit für sich und die Familie darf man sich dort gönnen.

„Tief im Herzen des Großstädters schlummert die Sehnsucht nach einem grünen Fleckchen Erde, wo er sich erholen und trauliche Zweisprache mit der Natur halten kann – nach einem Gärtchen.“

(Gerhard Richter: Das Buch der Schreber-Jugendpflege, Leipzig 1925)

Caterina Paetzelt